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Demenz
Demenz (chronische Verwirrtheit): Durch eine körperliche Ursache bedingter, unumkehrbarer Verlust der geistigen Fähigkeiten mit fortschreitenden Gedächtnis-, Denk- und Wahrnehmungsstörungen sowie Persönlichkeitsveränderungen. Die Demenz ist abzugrenzen von der akuten Verwirrtheit, die die gleichen Symptome hat, aber prinzipiell umkehrbar ist.
Die Demenz ist bis heute unheilbar und führt über teils jahrelange Pflegebedürftigkeit zum Tod. Die Behandlung zielt darauf ab, den geistigen Abbau zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhalten. Sie erfolgt u. a. medikamentös und mit kognitiver Trainings- und Aktivierungstherapie.
Symptome und Leitbeschwerden
Die Leitbeschwerden müssen über mindestens sechs Monate bestehen:
Denkstörungen:
- Gedächtnisstörungen, wobei zunächst das Kurzzeitgedächtnis betroffen ist, also die Merkfähigkeit und Wiedergabe neuer Informationen
- Beeinträchtigtes Urteils- und Problemlösungsvermögen, zuerst in komplexen, später auch in einfachen Situationen
- Zeitliche und räumliche Orientierungsstörungen
- Personen – auch nahe Verwandte – werden schließlich nicht mehr erkannt
- Sprach- und Wortfindungsstörungen
- Unkonzentriertheit.
Stimmungsänderungen:
- Passivität und Interesselosigkeit
- Angst und Ängstlichkeit, weil vieles nicht mehr erkannt wird
- Unangemessene Emotionen wie plötzliche Aggression oder unbegründete Traurigkeit.
Verhaltensänderungen:
- Reizbarkeit (vor allem bei Überforderung), Unruhe, Rückzugsverhalten
- Sammelleidenschaft, Verstecken oder Verlegen von Gegenständen
- Mehrfaches Wiederholen von Fragen, Sätzen oder Handlungen
- Bewegungsdrang und -störung
- Harn- oder Stuhlinkontinenz.
Wann zum Arzt
In den nächsten Wochen, wenn Sie bei sich oder Angehörigen eine oder mehrere der Leitbeschwerden bemerken.
In den nächsten Tagen, wenn sich die geistigen Fähigkeiten rasch verschlechtern.
Die Erkrankung
Die Demenz ist keine normale Alterserscheinung. Sie ist immer eine Erkrankung – jedoch keine einheitliche, sondern ein komplexes Beschwerdebild mit unterschiedlichen Ursachen. Korrekt wäre deshalb der Begriff Demenzsyndrom.
In Deutschland leben derzeit fast zwei Millionen Demenzkranke. Die meisten von ihnen sind älter als 65 Jahre, etwa 100.000 jünger. Aufgrund der demografischen Entwicklung kommen jährlich bis zu 445.000 Neuerkrankungen dazu. Es wird geschätzt, dass die Demenzrate 2050 auf ca. 2,7 Millionen Betroffene steigt.
Mit etwa 60–70 % aller Fälle ist die Alzheimer-Demenz am häufigsten. An zweiter Stelle steht die vaskuläre (gefäßbedingte) Demenz (~ 20 %). Mischformen beider Demenzen machen etwa 15 % aus.
Alzheimer-Demenz
Der Name des Arztes Alois Alzheimer (1864–1915) steht für eine Erkrankung, bei der die Lebensuhr scheinbar rückwärts läuft. Betroffene sind wie in sich selbst versunken. Es scheint, als hätten sie sich selbst "verloren". Alzheimer protokollierte diesen Zustand erstmals im Jahr 1901 bei einer 51-jährigen Frau namens Auguste Deter: "Wie heißen Sie?" "Auguste." – "Familienname?" "Auguste." – "Wie heißt Ihr Mann?" "Ich glaube … Auguste."
Krankheitsentstehung. Veränderungen im Gehirn entwickeln sich schon Jahre (möglicherweise Jahrzehnte) vor den ersten Beschwerden. Sie beginnen offenbar in den Hirnarealen, die für Gedächtnisbildung und Sprache zuständig sind. Dann breiten sie sich aus, bis sie schließlich das gesamte Großhirn betreffen. Die Veränderungen gehen von bestimmten Eiweißen aus, den Tauproteinen und dem Beta-Amyloid. Diese Eiweiße lagern sich in und um die Nervenzellen im Gehirn an. Dadurch sterben Nervenzellen ab und das Gehirn schrumpft. Auch um die Blutgefäße herum kann sich Eiweiß ablagern. Oft sind Entzündungszeichen nachweisbar; ihre Bedeutung für die Krankheitsentstehung ist aber noch unklar. Durch die Funktionsstörung und den Untergang von Nervenzellen ändert sich außerdem der Botenstoffhaushalt im Gehirn. Insbesondere kommt es zu einem Mangel an Acetylcholin (Signalmolekül, das für das Gedächtnis von besonderer Bedeutung ist) und zu einem Überschuss an Glutamat.
Ursachen. Die Ursachen der Alzheimer-Demenz sind nach wie vor unklar. Genetische Faktoren spielen eine Rolle und sind Gegenstand intensiver Forschungen. Mutationen der klassischen Alzheimer-Gene APP, PSEN1 und PSEN2 verursachen bei den Trägern sozusagen immer eine Alzheimer-Erkrankung. Diese erblichen Frühformen der Alzheimer-Demenz sind jedoch selten.
Auch Menschen mit einer bestimmten Variante des Apolipoprotein E haben ein erhöhtes Risiko für eine Alzheimer-Demenz. Das gilt aber nur, wenn beide Allele betroffen sind – also die Veranlagung sowohl von der Mutter als auch dem Vater geerbt wurde.
Verlauf. Die Beschwerden beginnen bei der Alzheimer-Demenz schleichend, in aller Regel nach dem 60. Lebensjahr. Typischerweise bleibt die Persönlichkeit der Kranken lange erhalten. Im Durchschnitt wird Alzheimer erst im vierten Jahr nach Auftreten der ersten Symptome diagnostiziert. Die Erkrankung führt immer zum geistigen Abbau und zum körperlichen Verfall und endet etwa neun Jahre nach Beginn der Beschwerden mit dem Tod.
Vaskuläre Demenz
Ursachen. Bei etwa 10–20 % der Demenzen handelt es sich um eine vaskuläre ("gefäßbedingte") Demenz. Ihr liegen also Gefäßerkrankungen zugrunde:
- Bei der Multiinfarkt-Demenz führen viele kleine Schlaganfälle bei Arteriosklerose zu kaum sichtbaren Leistungsverlusten; sie bleiben daher meist unbemerkt. Sie schädigen in ihrer Gesamtheit das Gehirn aber so stark, dass es schließlich zum Bild der Demenz kommt.
- Auch einzelne Schlaganfälle, die besonders wichtige Stellen im Gehirn treffen, können zu einer vaskulären Demenz führen.
- Eine dritte Ursache der vaskulären Demenz ist die Binswanger-Erkrankung. Bei dieser führt ein langjähriger Bluthochdruck zur Schädigung und zum Funktionsausfall vieler kleinster Arterien im Gehirn. In den von diesen Arterien versorgten Hirnarealen kommt es zum Gewebeuntergang.
Verlauf. Kranke mit einer vaskulären Demenz zeigen typischerweise schon früh ausgeprägte Persönlichkeits- und Stimmungsveränderungen; der Krankheitsverlauf ist eher schritt- oder schubweise als schleichend. Werden die Gefäßrisiken beseitigt, muss der geistige Abbau nicht zwangsläufig weiter fortschreiten.
Andere Demenzformen
Nur bei etwa 10 % der Demenzkranken ist die Demenz auf andere Ursachen zurückzuführen, z. B. auf eine frontotemporale Demenz (Pick-Krankheit). Sie heißt so, weil die Abbauvorgänge hier vor allem den Stirn- und Schläfenlappen betreffen. Die Krankheit zeigt sich meist schon um das 50. Lebensjahr. Typischerweise treten Verhaltensänderungen wie Unzuverlässigkeit, Taktlosigkeit, Aggressivität früh auf. Zu Gedächtnisstörungen kommt es erst später.
Eine andere degenerative Form der Demenz ist die Lewy-Körperchen-Demenz. Dabei werden sogenannte Lewy-Körperchen in den Nervenzellen des Gehirns abgelagert. Typisch ist, dass geistige und die Bewegung betreffende Probleme gleichzeitig auftreten. Weitere Demenzursachen sind die Parkinson-Krankheit (auch hier sind Lewy-Körperchen relevant), die Huntington-Krankheit und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
Risikofaktoren
Inzwischen wurden zahlreiche Faktoren identifiziert, die die Entwicklung einer Demenz begünstigen. Kombinieren sie sich, wird die Gefahr für eine Demenz weiter erhöht. Zu diesen Risikofaktoren gehören
- Vorangeschrittenes Alter: Von den 70- bis 74-Jährigen leiden etwa 3 % an einer Demenz, bei den 80- bis 84-Jährigen sind es 10 % und bei den über 90-Jährigen über 30 %
- Vererbung: Sind Verwandte ersten Grades an Demenz erkrankt, erhöht sich das Risiko ebenso wie beim Vorliegen gewisser genetischer Varianten (z. B. Mutationen von ApoE, APP, PSEN1)
- Geringe Bildung und wenig geistige Anregung/Aktivität
- Übermäßiger Alkoholkonsum und Rauchen
- Bewegungsmangel und Übergewicht
- Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Arteriosklerose
- Depressionen
- Hörverlust und Sehverlust
- Soziale Isolation und Einsamkeit
- Kopfverletzungen, wiederholte Schädeltraumata (z. B. bei Kontaktsportarten wie Rugby oder Fußball)
- Luftverschmutzung.
Einteilung in Schweregrade
Die Demenz lässt sich grob in drei Schweregrade unterteilen, mit jeweils charakteristischen Anzeichen:
Beginnende Demenz
- Erhaltene Selbstständigkeit im Alltag
- Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
- Fehlbeurteilung vor allem komplexer Situationen/Sachverhalte, erste Orientierungsprobleme in fremder Umgebung
- Wortfindungsstörungen, nicht präsente Wörter werden umschrieben
- Stimmungsschwankungen, Antriebsarmut und Reizbarkeit.
Fortgeschrittene Demenz
- Zunehmende Hilfsbedürftigkeit im Alltag; die Suppe wird z. B. im Wasserkocher warm gemacht
- Massive Vergesslichkeit in Bezug auf Termine und Namen
- Fortschreitende Orientierungsstörungen; nach dem Einkauf wird z. B. die eigene Straße nicht mehr gefunden
- Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus
- Gesteigerte Unruhe und Aggressivität.
Schwere Demenz
- Unfähigkeit selbst zu einfachen Alltagstätigkeiten
- Kontrollverlust über Körper und Sprache (z. B. Inkontinenz, praktisch keine sprachlichen Fähigkeiten mehr)
- Kompletter Orientierungsverlust
- In der Folge völlige Pflegebedürftigkeit.
Verlauf einer Demenz in der Zeitachse. Besonderheit dieser schweren Erkrankung ist die bis über 20 Jahre umfassende präklinische Phase. In dieser nehmen messbare Hirnleistungsdefizite langsam zu, können aber noch kompensiert werden. www.salevent.de, Michael Amarotico, München
Diagnosesicherung
Zu Beginn fällt den Angehörigen und (seltener) auch den Kranken selbst auf, dass "der Kopf irgendwie nicht mehr in Ordnung ist". In der Folge kommt es dann meist zu einem ersten Gespräch mit der Hausärzt*in.
Anamnese und körperliche Untersuchung. Zunächst lässt sich die Ärzt*in genau schildern, wie sich die Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme äußern. Um ein Gesamtbild zu erhalten, fragt sie auch, wie der Alltag der Betroffenen abläuft und ob dieser noch selbstständig bewältigt wird. Zur ersten Bestandsaufnahme gehört immer eine gründliche Durchsicht der eingenommenen Medikamente, da zahlreiche Wirkstoffe die Hirnleistung verschlechtern können.
Eine eingehende körperliche Untersuchung deckt z. B. neurologische Auffälligkeiten auf. Diese sind bei der Alzheimer-Demenz selten, bei den anderen Formen der Demenz aber häufig.
Gedächtnis-Tests. Objektivieren lassen sich Gedächtnis und Denkvermögen durch standardisierte Tests. Suchtests wie der Mini-Mental-Status-Test (MMST), der Uhren-Test oder der DemTect dauern 15–30 Minuten und sind in der Hausarztpraxis, der neurologischen Praxis oder in speziellen Gedächtnissprechstunden oder -ambulanzen möglich. Bei Bedarf werden sie durch aufwendigere Tests ergänzt.
Weiterführende Diagnostik. Bei der weiteren Diagnostik geht es zunächst darum, andere Ursachen für den die Symptome auszuschließen. Dabei helfen Blutuntersuchungen (mit Bestimmung des Vitamin-B12- und Folsäurespiegels sowie der Schilddrüsenhormone), eine Teststreifenuntersuchung des Urins, EKG und CT bzw. Kernspin des Kopfs.
Differenzierung von Demenztypen
Liegt eine Demenz vor, versucht man herauszufinden, um welche Form es sich handelt. Das ist wichtig, weil sich die verschiedenen Typen in ihrer Prognose und z. T. auch in ihrer Behandlung unterscheiden. Besonders hilfreich sind dabei die bildgebenden Verfahren sowie Untersuchungen des Nervenwassers (Liquor).
Liquoruntersuchung. Zentraler Bestandteil der Demenzdiagnostik ist heute die kombinierte Bestimmung von Amyloid- und Tau-Proteinen. Sie hilft, eine Alzheimer-Demenz von anderen demenziellen Erkrankungen abzugrenzen.
Ultraschall der Halsgefäße. Diese Untersuchung kann wichtige Hinweise auf eine vaskuläre Ursachen der Demenz geben.
Magnetresonanztomografie und Computertomografie. Diese beiden Verfahren zeigen je nach Erkrankung spezifische Muster im Gehirn. Beim Morbus Alzheimer finden sich oft Schrumpfungen in Schläfen- und Scheitellappen. Die frontotemporale Demenz fällt mit Schrumpfungen im Frontallappen und im Temporallappen auf. Bei der vaskulären Demenz lassen sich meist auffällige Gefäßveränderungen und Infarktbereiche erkennen.
Positronenemmissionstomogramm (PET). Bei dieser Untersuchung bekommt die Patient*in radioaktiv markierte Substanzen (häufig Traubenzuckermoleküle) in die Vene gespritzt. Diese sogenannten Tracer reichern sich je nach Stoffwechselaktivität im Hirngewebe an. Alzheimer-Demenz, frontotemporale Demenz oder Lewy-Körperchen-Demenz zeigen jeweils charakteristische Veränderungen im Muster der Zuckerverwertung.
Gentests. Entwickelt sich die Demenz sehr früh, besteht der Verdacht auf eine seltene, genetisch vererbte Alzheimer-Demenz. Gleiches gilt, wenn die Erkrankung familiär gehäuft auftritt. In diesen Fällen wird ein Gentest veranlasst und nach Mutationen in den klassischen Alzheimer-Genen gesucht (APP, PSEN1, PSEN2). Ein Screening auf das Risikogen ApoE4 wird in der Regel nicht empfohlen, da die Aussagekraft nur begrenzt ist.
Bluttests. Inzwischen sind auch Bluttests entwickelt worden, die bei einem Verdacht auf eine Alzheimer-Demenz die klassische Diagnostik unterstützen sollen. Dabei werden u. a. die Fehlfaltung von Amyloidproteinen oder spezifische Tau-Varianten gemessen. In der breiten Anwendung kommen die Verfahren noch nicht zum Einsatz. Goldstandard für die Alzheimerdiagnose ist weiterhin die Kombination aus Liquordiagnostik und Bildgebung (Stand 2025).
Differenzialdiagnose
Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die Altersvergesslichkeit, heute auch als alters-assoziierte Gedächtnisstörung bezeichnet. Ab wann eine Vergesslichkeit krankhaft ist, ist schwer zu definieren. Eine beginnende Demenz könnte vor allem vorliegen, wenn:
- die Gedächtnisstörungen "anders" sind als früher, sich die Brille beispielsweise nicht im Bad, sondern im Kühlschrank wiederfindet, Erlebnisse komplett vergessen werden und auch Notizzettel nicht mehr helfen.
- weitere Auffälligkeiten hinzukommen, z. B. undeutliches Sprechen und häufiges "Faden verlieren", Probleme bei den Bankgeschäften oder Gebrauchsanweisungen, aber auch Ungeschicklichkeiten und Persönlichkeitsveränderungen.
- die Störungen den beruflichen und häuslichen Alltag beeinträchtigen.
Manchmal zeigen Gedächtnis-Tests eine leichte Verminderung der geistigen Fähigkeiten, die Alltagsfähigkeiten sind aber nicht eingeschränkt. Diese diagnostische Grauzone heißt leichte kognitive Störung. Hier kann nur die weitere Beobachtung zeigen, ob die geistigen Fähigkeiten stabil bleiben, oder ob es sich um das Frühstadium einer Demenz handelt.
Auch Demenz und Depression sind bisweilen kaum voneinander zu trennen. Viele Demenzkranke haben depressive Verstimmungen und umgekehrt klagen viele depressive Menschen über eine Verschlechterung ihrer geistigen Fähigkeiten. Deshalb wurde hierfür der Begriff Pseudodemenz bei Depression (Scheindemenz) geprägt. Ist eine Diagnose nicht zweifelsfrei möglich, wird zunächst die Depression medikamentös behandelt.
Behandlung
Die Demenz wird mit einer Kombination aus medikamentösen und nichtmedikamentösen Maßnahmen behandelt. Das Ziel der Therapie ist, die Selbstständigkeit der Betroffenen möglichst lange zu erhalten und die Lebensqualität zu verbessern. Für die medikamentöse Therapie stehen die klassischen Antidementiva, neue krankheitsmodifizierende Wirkstoffe wie Lecanemab und Präparate zur Behandlung der Begleitbeschwerden (Depression, Aggression) zur Verfügung.
Antidementiva
Die klassischen Antidementiva können den Verlust der Nervenzellen nicht aufhalten, aber in einigen Fällen die Symptome lindern. Sie sollen die gestörte Hirnleistung verbessern und die sprachlichen und lebenspraktischen Fähigkeiten sowie das Verhalten der Erkrankten günstig beeinflussen. Zu den Antidementiva zählen:
- Acetylcholinesterasehemmer. Durch den Untergang von Nervenzellen entsteht bei der Alzheimer-Demenz ein Mangel des Botenstoffes Acetylcholin im Gehirn. Acetylcholinesterasehemmer (AChE-Hemmer) vermindern den Acetylcholinabbau und erhöhen so die Acetylcholinkonzentration. In Deutschland zugelassen sind Donepezil, Galantamin und Rivastigmin. Galantamin und Rivastigmin werden nur bei leichten bis mittelschweren Formen eingesetzt. Donepezil soll sich zusätzlich auch zur Behandlung im schweren Stadium eignen. Die Wirksamkeit der Acetylcholinesterasehemmer bei Alzheimer-Demenz wird von der Fachwelt überwiegend bejaht, vor allem zur Stärkung des Erinnerungsvermögens. Allerdings sind nicht alle Substanzen als gleichwertig anzusehen. Und zu viel erhoffen sollte man sich nicht:
- Zum einen wirken Acetylcholinesterasehemmer aus bislang ungeklärten Gründen nicht bei allen Kranken. Und selbst wenn sie wirken, ist dies aus bisher nicht bekannten Gründen auf Wochen bis Monate begrenzt. Zeigt sich drei Monate nach Erreichen der Höchstdosis keine Wirkung, wird das Medikament wieder abgesetzt. Ob Acetylcholinesterasehemmer bei einer vaskulären Demenz helfen, ist umstritten.
- Zum anderen haben die Acetylcholinesterasehemmer häufig Nebenwirkungen, vor allem Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, aber auch Herzrhythmusstörungen, Schlaflosigkeit und Erregungszustände. Deshalb wird mit einer niedrigen Dosis begonnen und diese dann über mindestens einen Monat langsam gesteigert.
- Memantin. Dieser Wirkstoff beeinflusst den Glutamatstoffwechsel im Gehirn und den Kalziumeinstrom in die Nervenzellen. Die prinzipiellen Überlegungen zum Einsatz von Memantin entsprechen im Wesentlichen denen bei Acetylcholinesterasehemmern, wobei Studien bisher nur eine allenfalls schwache Wirkung bescheinigen. Im Gegensatz zu Acetylcholinesterasehemmern ist Memantin nur zur Behandlung der moderaten bis schweren Demenz zugelassen, nicht jedoch bei leichten Formen. Forschungsergebnisse lassen allerdings den Schluss zu, dass sich Memantin besonders bei moderater Alzheimer-Demenz günstig auf die Orientierung und das Sprachverständnis der Erkrankten auswirkt. Selbst bei schwerem Morbus Alzheimer ist Memantin in der Lage, Gedächtnisleistungen zu verbessern. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Schwindel, Unruhe und Erregungszustände. Die Kombination von Acetylcholinesterasehemmern und Memantin wird nicht empfohlen, da nach aktueller Studienlage kein Zusatznutzen gegenüber einer Einzeltherapie mit Acetylcholinesterasehemmern besteht.
Krankheitsmodifizierende Medikamente
Mit Lecanemab wurde 2025 das erste krankheitsmodifizierende Medikament für die Alzheimertherapie in der EU zugelassen. Lecanemab gilt als krankheitsmodifizierend, weil es in die krankheitsverursachenden Vorgänge eingreift. Der Antikörper bindet gezielt lösliches Amyloid-Beta-Protein und vermindert dadurch die Ablagerung von Amyloid-Beta-Plaques im Gehirn. Auf diese Weise soll Lecanemab in sehr frühen Stadien der Erkrankung (bei leichter kognitiver Beeinträchtigung) den weiteren Abbau verlangsamen – laut aktueller Studienlage etwa um 27 % im Vergleich zu einem Scheinmedikament (Placebo). Das bedeutet einen Krankheitsaufschub von etwa sechs Monaten. Was zunächst wenig klingt, kann für die Betroffenen und deren Familie eine durchaus wichtige Zeitspanne darstellen und ihnen die Möglichkeit verschaffen, wichtige Dinge noch selbstständig zu regeln. Den bisherigen Studien zufolge wirkt Lecanemab bei Männern und alten Menschen offenbar etwas effektiver als bei Frauen und bei Jüngeren. Das Medikament wird alle 14 Tage über die Vene infundiert.
In Deutschland ist das neue Medikament noch nicht flächendeckend verfügbar. Zudem ist die Verordnung stark eingeschränkt. U. a. müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Frühe Alzheimer-Erkrankung
- Nachweis der typischen Amyloid-Beta-Plaques im Gehirn
- Keine oder nur eine Kopie des ApoE4-Gens. Anderenfalls gibt es ein deutlich erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen.
Es gibt außerdem zahlreiche Begleiterkrankungen, bei denen das Medikament nicht gegeben werden darf. Ausgeschlossen sind z. B. Menschen mit vorangegangener Hirnblutung, bestimmten Autoimmunerkrankungen und Blutgerinnungsstörungen.
Mit Donanemab steht außerdem ein weiterer Beta-Amyloid-Antikörper kurz vor der Zulassung. Er scheint etwas stärker zu wirken als Lecanemab, geht allerdings auch mit etwas mehr Nebenwirkungen einher. Die Verordnungsvoraussetzungen sind die gleichen wie für Lecanemab. Auch Donanemab wird mittels Infusion über eine Vene verabreicht, und zwar in Abständen von vier Wochen.
Medikamente gegen Begleiterkrankungen
Die bei älteren Menschen häufig auftretenden internistischen Erkrankungen, z. B. Herzschwäche oder Bluthochdruck, müssen konsequent behandelt werden. So lassen sich Durchblutungsstörungen vermeiden, die die Hirnfunktion verschlechtern. Ganz besonders wichtig ist dies bei einer vaskulären Demenz. Medikamente, die die Hirnleistung verschlechtern können, werden – wenn möglich – weggelassen oder durch andere Medikamente ersetzt.
Auch bei gesicherter Demenz sollten schwere depressive Verstimmungen medikamentös behandelt werden. Im Krankheitsverlauf ist es außerdem oft nicht zu umgehen, Medikamente gegen besonders belastende Verhaltensweisen zu verabreichen, z. B. Risperdal® gegen Unruhe, Aggressionen oder Wahnvorstellungen oder Dipiperon® gegen Schlafstörungen.
Die motorischen Beschwerden bei der Lewy-Körperchen-Demenz werden oft mit L-Dopa therapiert. Da L-Dopa psychotische Symptome verstärken kann, darf es nur niedrig dosiert eingesetzt werden.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Früh informieren. Gut zwei Drittel aller Kranken werden zu Hause von der Familie betreut, unter für Außenstehende oft kaum nachvollziehbaren Belastungen. Um an diesen Belastungen nicht zu zerbrechen, sollten sich Angehörige rechtzeitig über den Krankheitsverlauf informieren. Dazu können sie Beratungsstellen oder Pflegekurse besuchen, die häufig auch von Krankenkassen finanziert werden. Dort bekommen sie Praxistipps, können sich mit anderen Betroffenen austauschen und Rat finden.
Milieutherapie. Da die heute verfügbare medikamentöse Therapie eine Demenz nicht heilt, kommt vor allem der Milieutherapie (Milieugestaltung) eine große Bedeutung zu. Dazu gehören ein konstantes Umfeld durch möglichst gleichbleibende Bezugspersonen, konstante Tagesabläufe, gleichbleibende Aufenthaltsorte und die Vermeidung von Gefahren. Dies heißt:
- Raumgestaltung. Die Aufenthalts- oder Wohnräume sind übersichtlich, bieten ausreichend Bewegungsfreiheit und sind frei von gefährlichen Gegenständen wie spitzkantigen Schränken oder Klappstühlen. Als Beleuchtung empfiehlt sich helles, warmes Licht (keine Neonröhren). Auch die bekannten Lieblingsfarben sollten sich in den Räumen wiederfinden, z. B. in Bildern, Vorhängen oder Tagesdecken. Ist ein Umzug ins Pflegeheim notwendig, bieten den Kranken ans Herz gewachsene Gegenstände Orientierungshilfen und bewirken im vorerst fremden Heimzimmer ein Gefühl von "zu Hause". Persönliche Gegenstände und damit verbundene Erinnerungen sind wichtig, auch wenn der Betroffene zunächst den Eindruck erweckt, dass er diese ignoriert.
- Fester Tagesablauf. Tagsüber vermitteln vertraute Abläufe, z. B. feste Schlafens- und Aufwachzeiten, der Vormittagsspaziergang oder das nachmittägliche Kaffeetrinken ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Die Tagesstruktur sollte von den Gewohnheiten und Bedürfnissen der Kranken und nicht von den Vorstellungen der Betreuenden geprägt sein.
- Risikoausschaltung. Alltagsrisiken werden minimiert. Beispielsweise sollten Betroffene elektrische Geräte nur gemeinsam mit Betreuenden benutzen oder steile Kellertreppen gesichert bzw. notfalls ganz gemieden werden.
Biografiearbeit. Wer die Biografie von Demenzkranken kennt – Herkunft, Kindheitserlebnisse, Freundschaften, Beziehungen, Vorlieben, Eigenschaften – kann ihr Verhalten und die damit verbundenen Bedürfnisse manchmal besser verstehen und verständnisvoller darauf reagieren. Die Biografie ist oft der Schlüssel zu noch vorhandenen Fähigkeiten, die es zu fördern gilt, damit sie möglichst lange erhalten bleiben.
Viele Demenzkranke…
- singen gern und erinnern sich häufig an Lieder- und Gedichtstrophen aus ihrer Kindheit. Sie können diese problemlos auswendig vortragen. Singen ist aber auch ein gutes Ablenkungsmittel in angespannten Situationen und kann bei Ritualen helfen, etwa dem Schlafengehen, das z. B. mit einem Abendlied eingeleitet wird.
- verlernen oft nicht die Fähigkeiten, die sie in früheren Zeiten erworben haben, z. B. Klavierspielen, Tanzen oder Schreibmaschineschreiben. Diese Fähigkeiten sollten so lange wie möglich gefördert werden.
- nehmen Düfte wahr und lassen sich durch sie zu Erinnerungen anregen. Kaffeeduft, Zigarrenrauch oder das (frühere) Lieblingsparfüm rufen manchmal schöne Erlebnisse wach.
Überforderung trainiert nicht, sondern führt den Kranken nur ihre Defizite vor Augen, machen ratlos und verursachen Stress, wodurch sich die Gehirnleistung weiter verschlechtert. Gedächtnistraining oder "Gehirnjogging" sind wenig und allenfalls im Frühstadium hilfreich.
Realitätsorientierungstraining. An Demenz Erkrankte wissen oft nicht, in welcher Zeit sie sich gerade befinden und driften in die Vergangenheit ab. Manchmal hilft hier das Realitätsorientierungstraining (ROT). Es bietet den Kranken immer wieder Informationen, die die Orientierung zurückgeben, z. B. durch eine gut lesbare Uhr im Wohnzimmer oder indem die Gesprächspartner*in den jeweiligen Wochentag in das Gespräch einfließen lässt. Oft möchten Kranke Notizzettel und andere Merkhilfen nutzen und empfinden diese als hilfreich. Das sollten Betreuende respektieren, auch dann, wenn es umständlich erscheint.
Mit Demenzkranken richtig umgehen
Um Demenzkranke besser zu verstehen, muss man ein wenig in ihre Welt eintauchen. Dazu helfen folgende Gedanken:
- Demenzkranke meinen, alles richtig zu machen. Wer sie verbessert, macht sie oft unsicher. Sie leiden am Verlust ihrer Autorität und spüren, wenn man sie nicht ernst nimmt oder gar über sie lacht. Die Empfehlung deshalb: Seien Sie sparsam mit Kritik. Lösen Sie wiederkehrende Alltagsprobleme lieber im Hintergrund.
- Demenzkranke vertuschen ihre Unsicherheit, indem sie sich den Alltag oft "vereinfachen". Beispielsweise ziehen sie alles an, was sie finden, weil sie die jeweilige Jahreszeit und entsprechende Temperaturen nicht mehr richtig einschätzen können. Aber auch ein Bademantel für den Gang zum Supermarkt ist für sie durchaus normal. Die Empfehlung deshalb: Legen Sie – ohne groß darüber zu reden – am Vorabend die für den Folgetag geeignete Wäsche an immer der gleichen Stelle bereit.
- Demenzkranke verzweifeln, wenn sie ihre persönlichen Dinge nicht finden. Dinge, die sie selbst versteckt haben, z. B. ihr Portemonnaie, ihre Uhr oder den Wohnungsschlüssel. Besprechen Sie mit dem Kranken sichere Plätze und nennen Sie diese immer wieder. Treffen Sie Vorsorge, indem Sie z. B. einen Schlüsselfinder kaufen und zusätzlich einen Reserveschlüssel in der Nachbarwohnung deponieren. Entfernen Sie aus dem Portemonnaie alle wichtigen Versicherungs- und Geldkarten und kaufen Sie ein neues Portemonnaie in einer auffälligeren Farbe. Ersetzen Sie die wertvolle Uhr durch eine weniger teure im gleichen Design.
- Demenzkranke sprechen gern in "Gesprächsschablonen", sodass Außenstehende oft nicht merken, wie hilflos sie sind. Genauso sind sie oft stundenlang mit ritualisierten "Tätigkeitsschleifen" beschäftigt, wie Putz- oder Aufräumaktivitäten. Lassen Sie den Betroffenen machen, was er meint, machen zu müssen – halten Sie aber am strikten Tagesablauf fest. Insbesondere feste Essenszeiten bieten eine ideale Gelegenheit, "unsinnige" Aktivitäten zu beenden oder zumindest zu unterbrechen.
- Demenzkranke haben Halluzinationen; sie hören z. B. laute Musik und strafende Stimmen. Sie haben dann häufig das Gefühl, dass mit ihnen geschimpft wird. Die Umgebung darf nicht zu reizarm sein, ein gewisses Maß an Radio und TV sind in Ordnung, weil es auch das Gehirn des Betroffenen sinnvoll beschäftigt. Und ansonsten: Immer darauf eingehen, wenn Sie um Ihre Meinung gefragt werden und immer wieder geduldig die Aussagen des Kranken richtigstellen.
- Demenzkranke haben einen großen Bewegungsdrang – besonders wenn sie unsicher sind und innere Unruhe verspüren. Nähen oder heften Sie Adresskärtchen mit der Telefonnummer in die Kleidung oder in das Portemonnaie. Mittlerweile gibt es auch Funkmelder, die Sie den Demenzkranken um das Handgelenk binden können. Schaffen Sie Raum für den Bewegungsdrang in Gärten mit Rundwegen oder Rundgängen in Wohnbereichen mit ausreichend Sitzmöglichkeiten, um sich auszuruhen. Auch zu Hause ist barrierefreies Umhergehen möglich, wenn die Türen innerhalb der Wohnung geöffnet sind und gefährliche Gegenstände aus dem Weg geräumt werden. Beispiel: Die findige Ehefrau des erkrankten Herrn B. hat den Flur und die Ausgangstür der Wohnung mit einer Fototapete beklebt und davor einen Sessel gestellt. Nun ruht sich ihr Ehemann dort gerne aus, statt durch die Wohnungstür nach draußen zu verschwinden.
Mit Demenzkranken sprechen
Wer mit Demenzkranken spricht, sollte in einfachen Sätzen reden. Dies bedeutet aber nicht, in "Babysprache" zu verfallen; denn die Erkrankten sind trotz ihrer Einschränkungen erwachsen und kein Kind.
Generell gilt:
- Kurze ganze Sätze formulieren und Pausen machen.
- Möglichst Namen und Begriffe verwenden, die die Kranken kennen. Bildhafte Beschreibungen vermeiden. Also statt: "Schau mal, hast Du da nicht auch gerade eben unseren jungen Nachbarn mit dem kirschfarbenen Mantel vorbeigehen gesehen?" lieber: "Schau! Da kommt Sebastian! Er hat einen roten Mantel an."
- Erklären, was man macht: "Ich hole Dir jetzt ein Handtuch aus dem Schrank. Damit trockne ich Dir dann Dein Gesicht ab."
- Fragen stellen, auf die die Betroffenen eindeutig mit "Ja" oder "Nein" antworten können. Für die Antwort ausreichend Zeit lassen.
- Darauf achten, dass die Informationen für die Betroffenen in der momentanen Situation von Bedeutung sind: "Gleich gibt es Mittagessen", aber nicht: "Im Mai machen wir dann einen schönen Ausflug."
- Die eventuell aufkommende Enttäuschung über das von Ihnen vielleicht nicht wie gewünscht verlaufene Gespräch nicht zeigen. Wie jeder Mensch empfinden auch Demenzkranke ein abruptes Wegdrehen oder Aufstehen als verletzend.
Man kann jedoch nicht mit allen Demenzkranken gleich kommunizieren. Das Gespräch sollte sich am Ausprägungsgrad der Krankheit orientieren.
Leichte Demenz:
- Wichtiges am Vormittag besprechen. Dann sind Demenzkranke am aufmerksamsten.
- In lauten Situationen ist es sinnvoll, bewusst leise zu sprechen. So lässt sich Aufregung und Nervosität verringern.
- Zum Vermeiden von Stress und Streit auf bestimmte Reizwörter wie "nie", "trotzdem", "nicht" oder "nein" verzichten.
- Verbote sind tabu. Besser ist es, den Patient*innen Vorschläge zu machen, unter denen sie auswählen können.
Mittelschwere Demenz:
- Die Demenzkranken direkt und offen ansprechen und niemals über ihren Kopf hinweg mit einem anderen Anwesenden sprechen. Auch heimliche Gespräche sind ein Tabu. Im schlimmsten Fall wird so nur Misstrauen geschürt. Nicht nur verletzt es die Würde der Demenzkranken, sondern man kann auch nie abschätzen, was die Erkrankten noch alles mitbekommen.
- Verneinungen und Füllwörter ("nicht", "niemand", "keiner", "eigentlich", "an sich") vermeiden, da sie häufig überhört werden, besonders, wenn die Betroffenen gerade aufgeregt sind. Vom Hinweis "Keiner will Dir Böses" nimmt der Betroffene vielleicht nur den Begriff "Böses" wahr.
- Über Wiederholungen des Gesagten nicht lachen, sondern darauf eingehen. Auch dass sich Angehörige, Pflegende oder Bekannte wiederholt vorstellen, gehört notfalls dazu.
Schwere Demenz:
- Sich den Betroffenen immer von vorne nähern, damit man immer in ihrem Blickfeld ist.
- Mit dem Sprechen erst beginnen, wenn man gesehen wurde. Auch während des Gesprächs unbedingt den Augenkontakt beibehalten.
- Häufig ist es von Vorteil, den Betroffenen das gewünschte Verhalten wie Essen oder Waschen beispielhaft vorzumachen.
- Eine einfache Sprache und Sprechweise nutzen, die durch einfache Gestik und Mimik unterstützt wird. Dann sind die Chancen am größten, auch verstanden zu werden.
Komplementärmedizin
Komplementärmedizinische Maßnahmen zielen in erster Linie auf eine Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. Einen Einfluss auf die Abbauprozesse im Gehirn haben sie nicht. Entsprechend unbefriedigend ist auch hier die Therapie der Demenz.
Pflanzenheilkunde. Klassiker unter den Phytotherapeutika sind Gingko-Präparate. Eine Behandlung mit Ginkgo biloba (Spezialextrakt EGb 761®) kann bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz oder vaskulärer Demenz erwogen werden. Höhere Dosierungen ab 240 mg täglich scheinen sich bei leichten und mittelgradigen Demenzen günstig auf die Fähigkeit auszuwirken, den Alltag zu bewältigen. Allerdings: Es besteht ein gewisses Blutungsrisiko, wenn Ginkgo zusammen mit Plättchen- oder Blutgerinnungshemmern eingenommen wird, wie z. B. niedrig dosierter Acetylsalicylsäure. Deshalb sollten auch rezeptfreie Ginkgo-Präparate nicht ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden.
Einige pflanzliche Präparate, z. B. Ginseng oder Knoblauch, werden ebenfalls zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit beworben. Trotz positiver einzelner Studienergebnisse gibt es für die Wirksamkeit jedoch keine überzeugenden Belege.
Musiktherapie. In einigen auf Demenzerkrankungen spezialisierten Pflegeeinrichtungen ist die Musiktherapie fester Bestandteil des therapeutischen Konzepts. Die Wirksamkeit dieser Therapie gilt inzwischen als wissenschaftlich gut belegt. Vor allem Demenzpatient*innen, die zu aggressivem Verhalten neigen, profitieren davon.
Akupunktur. Nach Erfahrungsberichten hat die Akupunktur positive Effekte bei einigen Demenzpatient*innen. Diese Ergebnisse lassen sich aber nicht auf alle Betroffenen übertragen, denn Erfahrungsberichte haben nicht den gleichen Aussagewert wie klinische Studien.
Physikalische Therapie. Nicht zuletzt dank ihrer entspannenden Wirkung scheinen sich regelmäßige Massagen günstig auf Angstzustände bei Demenzpatient*innen auszuwirken.
Prävention
Einen effektiven Schutz vor Demenzerkrankungen gibt es nicht. Je älter ein Mensch wird, desto höher ist das Risiko, an Demenz zu erkranken. Folgende Maßnahmen verringern aber das Risiko, sofern man früh genug damit beginnt:
Fit halten. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass geistig und körperlich aktive Menschen seltener an Demenz erkranken als inaktive. Es ist aber davon auszugehen, dass eine gewisse "Mindestdosis" von Aktivitäten erforderlich ist. Empfohlen wird eine moderate körperliche Aktivität für mindestens 150 Minuten pro Woche. Geistig anspruchsvolle Tätigkeiten, wie etwas Neues zu lernen oder zu musizieren, stärken das Gehirn.
Gesund ernähren. Eine ausgewogene fett- und kalorienarme Ernährung unterstützt die Herz-Kreislauf-Gesundheit und reduziert damit das Risiko, an Demenz zu erkranken. Alkohol sollte nur moderat genossen, Rauchen ganz unterlassen werden.
Soziale Kontakte pflegen. Isolation und Einsamkeit gelten als Risikofaktoren für Demenz. Dagegen helfen soziale Kontakte, kulturelle Aktivitäten und das Zusammensein mit Freunden und Bekannten.
Seh- und Hörstörungen ausgleichen. Eingeschränktes Hören und Sehen fördert die Entwicklung einer Demenz ebenfalls. Deshalb ist es wichtig, dass Brillen und Hörgeräte optimal angepasst und regelmäßig überprüft werden.
Risikofaktoren behandeln: Je besser Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Cholesterinwerte und Übergewicht behandelt werden, desto besser für das Gehirn.
Weiterführende Informationen
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- Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V., Berlin: Broschüren für Betroffene und Angehörige zum Herunterladen, Adressen von Selbsthilfegruppen, Gedächtnissprechstunden und verschiedenen Beratungsmöglichkeiten, Literatur- und Linkliste.
- Alzheimer Angehörigen-Initiative e. V., Berlin: Informations- und Kommunikationsplattform mit Email-Beratung und Internet-Selbsthilfegruppen.
- M. Suter: Small World. Diogenes, 2000. Eingebaut in eine Kriminalgeschichte wird aus Sicht eines Betroffenen genau und verständlich die Demenz geschildert.
Weitere Quellen:
12.08.2025 | Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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